«Wir sind absolute Gigathlon-Frischlinge!»
Die Curling-Nationalmannschaften am 10. Swiss Olympic Gigathlon
Für einige Ausdauersportler bildet der Swiss Olympic Gigathlon den Höhepunkt ihres Sportjahres. Etwas anders sieht es für das 6to15-Team namens «Curling Power» aus. Denn hinter der Team-Nummer 2167 verbergen sich allesamt Mitglieder der Schweizer Curling-Nationalmannschaft. Für die sieben Damen und acht Männer stellt der OneWeek Swiss Olympic Gigathlon den Auftakt für die Olympischen Winterspiele 2014 von Sotschi dar.
Ihre alltäglichen Sportgeräte sind Curling-Steine und Besen. Jetzt plötzlich müssen sie sich auf Inline-Skates und Mountainbike fortbewegen – und sich dabei gewissermassen aufs Glatteis wagen. Denn die allermeisten Damen und Herren der Schweizer Curling-Nationalmannschaft betreiben keine der fünf Gigathlon-Disziplinen Inline, Schwimmen, Rennvelo, Bike und Laufen. Das hat sich Mitte Mai 2013 schlagartig geändert, als Curling-Nationalcoach Andreas Schwaller seinen Kaderathleten vorschlug, am Swiss Olympic Gigathlon teilzunehmen. Seine Absicht: Den One Week Gigathlon als Auftakt und Team-Builidung für das grosse Ziel «Sochi 2014» benutzen.
Von 0 auf Hundert in sieben Wochen
Curler Sven Michel erinnert sich noch genau an den Tag im Mai zurück, als der Nationalcoach seine Idee vortrug und mit den Worten schloss: «Ihr seid nun als Team 6to15 am Gigathlon angemeldet!» Plötzlich hiess es, «quasi von 0 auf 100» zu schalten, wie sich Sven ausdrückt. Innert kurzer Zeit mussten Strecken verteilt, Sportgeräte aufgetrieben und mit spezifischem Training begonnen werden. «Kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass wir fast alles Einsteiger in unseren entsprechenden Sportarten sind!», fasst Sven die Hektik der Anfangsphase zusammen.
Wie in jedem Team ging es darum, die Strecken möglichst geschickt zu verteilen. «Das hat mit Ausnahme der Schwimmstrecken auch gut geklappt», erinnert sich Skip Mirjam Ott. Zum Schwimmen wurde mit Benoît Schwarz ein Ersatz-Spieler aus dem Romandie verknurrt, der in seiner Jugend Wasserspringer war. «Ich glaube nicht, dass er je schon in einem Neopren geschwommen ist», schmunzelt Sven.
Training eher auf Sparflamme
Auf die Frage, wie intensiv die Curler sich auf den Gigathlon vorbereitet hätten, erhält man erst nach mehrmaligem Nachfragen eine Antwort. Sven Michel gibt stolz zu, «sicher sechs, wenn nicht sogar sieben Mal» auf dem Rennvelo trainiert zu haben. Derweil Mirjam Ott kleinlaut erzählt, etwa zwei Mal eine Ausfahrt auf dem neuen Rennvelo unternommen zu haben. Sven Michel erklärt: «In den Sommermonaten sind wir Curling-Profis fast alle zu 100 % berufstätig. Wenn man nun auf einmal noch üben muss, 100 km auf dem Rennrad zu sitzen, fährt das ziemlich ein», schmunzelt er, der als Training sogar schon mal den Sustenpass in Angriff genommen hat, im Sommer aber eher im Kraft- und Fitnessraum trainiert.
Trotzdem zweifeln die Spitzensportler nicht daran, den Weg nach Lausanne ins Ziel zu meistern. «Sicherlich nicht in Rekordzeit und vielleicht mit der einen oder anderen Panne», sinniert Simon Gempeler. «Aber bei uns gehts ja auch um etwas anderes.» Das da wäre: Gemeinsam im Zelt übernachten, sich auch ohne Steine und Besen als funktionierendes Team fühlen, Verantwortung füreinander tragen, die Kameradschaft stärken.
Nach dem Zieleinlauf gehts auf Glatteis
«Wir freuen uns auf eine sonnige Woche mit neuen Herausforderungen und sind gespannt, den berühmten Gigathlon-Spirit zu erleben», meint Mirjam Ott zum Abschluss und blickt gespannt auf den Zieleinlauf in Lausanne. Und Sven Michel ergänzt: «Der Zieleinlauf des Gigathlon bildet für uns gleichzeitig den Start in die erste Trainingsperiode für Sochi.» Spätestens dann dürfen sie sich wieder auf das geliebte Glatteis wagen, das sie am Swiss Olympic Gigathlon erst einmal in übertragener Manier erleben.